Schadenserkennung und Begrenzung bei Foto- und Filmmaterial, u.a. Behandlung von Nitrat-Filmmaterial und Glasnegativen
von Klaus Kramer
Nachfolgender Artikel basiert auf Bildvorträgen, die ich im Rahmen von Seminaren vor Vertretern historischer Archive halten konnte. Die Zusammenstellung erscheint in gekürzter Form in dem Jahrbuch 'Sammlungen in Archiven', Band 3, einer Veröffentlichung der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und des Landesarchivs Berlin.
Zum Schutz wertvoller Sammlungen möchte ich die Inhalte auf diesem Weg auch weiteren Interessierten zugänglich machen.

Die Beständigkeit von neuen wie alten Fotografien wird hauptsächlich durch folgende Faktoren bestimmt:

1. von der Art des fotografischen Materials

2. von der Sorgfalt und der Gewissenhaftigkeit des Fotolabors bei dem Verarbeitungsprozess (Unverbrauchtheit der Bäder, Gründlichkeit bei der Wässerung)

3. von den Lagerungsbedingungen, die eine Fotografie im Lauf ihres Daseins durchgemacht hat (Umverpackungen und Raumklima)

4. von den künftigen Lagerungsbedingungen in Ihrem Archiv

5. von Ihrer Sorgfalt und Umsicht beim Umgang mit den Bildern

Allein bei den letzten beiden Punkten haben Sie die Möglichkeit, auf den vom Material und durch die Geschichte vorgegebenen Verfallsprozess der Bilder einzuwirken. Von Ihnen und von den Ihnen gebotenen Möglichkeiten wird es abhängen, wie lange die Bilder bestehen können.

Mogens Koch, der große alte Mann der Fotorestaurierung, hat in diesem Zusammenhang einmal gesagt:  "Der größte Feind der Bilder ist der Mensch!"

Besonders wichtig sind jedoch auch die raumklimatischen Bedingungen und Aufbewahrungsmethoden in Ihrem Archiv.

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Das Raumklima im Fotoarchiv

Voraussetzung für ein bewahrendes Fotoarchiv sind geeignete Räume, in denen zu allen Jahreszeiten gleichbleibende Temperaturen unter 20° Celsius und eine relative Luftfeuchtigkeit (rF bzw. rH) von deutlich weniger als 60% eingehalten werden können.

Ein schreibender Thermohygrograf sollte die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit kontinuierlich messen und protokollieren.

Der Säuregehalt der Luft muss im neutralen Bereich um 7 pH liegen und darf 8 pH keinesfalls überschreiten.

Gefährlich für Fotomaterial sind alle chemischen Dämpfe und Gase. Bereits die erste Untersuchungskommission in der Fotogeschichte, das 1855 tagende 'Fading Committee', gab in ihrem Bericht neben Verarbeitungsmängeln bereits Schwefelbestandteile in der Luft als eine mögliche Schadensursache bei Fotografien an.

Besonders schädlich sind Auto- und Industrieabgase, schweflige Schadstoffe aus Gas- oder Öl-Heizungsanlagen, Ozon - z.B. von Laserdruckern, Fotokopiergeräten, und älteren Kühlschränken -, die Ausdünstungen von Holzfasern, Lösungsmitteldämpfe von Farben, Reinigungs- und Konservierungsmittel, einigen Tinten, Mottenkugeln, Imprägniermitteln für Textilien, Klebstoffe, Holzleime, Schimmelverhütungsmittel, Formaldehyd, Insektenvertilgungsmittel und vieles andere mehr. Laserdrucker und Kopiergeräte erzeugen innerhalb der Filmschicht elektromagnetische Felder, die u.a. auch den kolloidalen Silberbelag fördern. Der in billigen Pappen und Papieren enthaltene Holzschliffanteil sondert während des Alterungsprozesses, Peroxide ab, die das Bildsilber schädigen.

Mit den einfach zu handhabenden Schadstoff-Prüffolien (Abb. links), wie sie auch beim Photographic Activity Test zum Einsatz kommen, lassen sich Schadstoffe im Raumklima ermitteln. Die Folien werden im Archivraum aufgehängt, und zeigen durch die Verfärbung ihres besonders empfindlichen und feinkörnigen Silbers vorhandene Gefährdungen an.

Eine geeignete Klimaanlage mit chemischer Luftreinigung sollte für ein bewahrendes historisches Fotoarchiv eine Selbstverständlichkeit sein.

Im Idealfall besteht das Fotoarchiv aus wenigstens drei separaten Räumen: einem normal temperierten Büro und Arbeitsraum für die Reinigung, Inventarisierung und wissenschaftliche Bearbeitung von Neuzugängen, einem temperierten Zwischenlagerungs- und Arbeitsraum und dem so genannten stillen oder ruhenden Archiv. Für den Archiv-Arbeitsraum empfiehlt sich eine Raumtemperatur von 17°C bis 18°C. Diese Temperatur ist ein Kompromiss zwischen gerade noch erträglichen Arbeitsbedingungen und einer wirklich konservierenden Archiv-Temperatur. Das Arbeitsarchiv dient als Temperaturschleuse, hier werden die Arbeitskopien von den Originalen aufbewahrt und hier können z.B. gereinigte Bilder für eine weitere Bearbeitung zwischengelagert werden, bevor sie im ruhenden Archiv ihren endgültigen Lagerplatz finden.

Im Zeitalter des Computers und der Möglichkeit der Digitalisierung von Bildern kann man darüber nachdenken, ob man überhaupt noch mit Arbeitskopien arbeiten möchte, oder ob man für die tägliche Arbeit und als Findmittel nicht Bilddaten digitalisierter Originale und den Computer einsetzt.

Ich muss hier jedoch gleich hinzufügen, dass eine Digitalisierung niemals die analoge Bildsicherung ersetzen kann!

Der eigentliche Kernraum des bewahrenden Fotoarchivs ist das so genannte 'Stille- oder Ruhende Bildarchiv'. Hier herrscht Kühlraumtemperatur von möglichst weniger als 8° Celsius. Dieser Archivraum sollte die Endstation ihrer Fotografien sein. Einmal hier eingelagerte Bilder sollten das Stille Archiv nur noch in wirklichen Ausnahmefällen verlassen.

Wie ausschlaggebend das Raumklima für die Haltbarkeit der Bilder ist, macht diese Gegenüberstellungen deutlich:

relative Luftfeuchtigkeit Haltbarkeitsfaktor
60% rel. Luftfeuchtigkeit Faktor 0,5
40% rel. Luftfeuchtigkeit Faktor 1,0
15% rel. Luftfeuchtigkeit Faktor 2,0

Abhängigkeitsverhältnis
Raumtemperatur / rel. Haltbarkeit

Temperatur °C
Haltbarkeitsfaktor
30°C
Faktor 0,5
24°C
Faktor 1,0
19°C
Faktor 2,0
12°C
Faktor x 5
7°C
Faktor x 10
-10°C
Faktor x 100
-26°C
Faktor x 1000

Mit einer Lagerungs-Temperatur von 7°C können Sie zum Beispiel die 10-fache Haltbarkeit der Bilder gegenüber einem Archivraum mit 24°C erreichen. Gelingt es Ihnen, zusätzlich auch die Luftfeuchtigkeit im Archivraum von 40% auf 15 % zu senken, können Sie den Haltbarkeitsfaktor nochmals verdoppeln. Erreichen Sie aber nur eine relative Luftfeuchtigkeit von 60% statt 40% müssen Sie die Haltbarkeitsdauer der Bilder auf die Hälfte reduzieren.

Kälte zögert, wie man es vom Kühlschrank kennt, organische und physikalische Zerfallsprozesse hinaus. Als Faustregel lässt sich sagen, dass Sie die Lebensdauer Ihrer Bilder mit jeder Temperaturherabsetzung um 5°C verdoppeln können.

Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto weicher wird die fotografische Schicht von Filmen und Fotopapieren.

Je weicher die Bildschicht, desto leichter werden Schadstoffe von der Gelatine aufgenommen und können das hierin befindliche Bildsilber schädigen. Aussilberungen werden gefördert, die Bilder bleichen schneller aus.

Eine relative Luftfeuchtigkeit von mehr als 60% ermöglicht Bakterienfraß und fördert Schimmelbefall, wie bei den beiden Fotos links.

Gegenüber dem noch relativ stabilen SW-Bild sind Color-Materialien eigentlich überhaupt nicht archivierbar. Bei den Farbpigmenten in der Schicht handelt es sich nicht um metallisches Silber, sondern um organische Substanzen.

Während der Belichtung werden bei Color-Materialien zwar auch latent Silberbilder erzeugt. Das belichtete Bildsilber wird jedoch während des Entwicklungsprozesses gegen organische Farb-Substanzen ausgetauscht. Diese Farbsubstanzen unterliegen einem ganz natürlichen Zerfallsprozess, der sich allein durch Tiefkühllagerung hinauszögern lässt.

Für verschiedene Color-Filme wurden z.B. folgende Haltbarkeitswerte errechnet Hierzu wurden die Materialien in einer Klimakammer mit hohen Temperaturen bei erhöhter Luftfeuchtigkeit strapaziert und die ermittelten Veränderungen hochgerechnet:

Kodacolor II (Color-Negativmaterial)
3 Jahre farbbeständig bei 30°C - 40% rF
60 Jahre farbbeständig bei -7°C - 40% rF

Kodachrome 25 (Diapositiv-Film)
25 Jahre farbbeständig bei 30°C - 40% rF
500 Jahre farbbeständig bei -7°C - 40% rF

Ektachrome-Material (E6-Prozess)
12 Jahre farbbeständig bei 30°C - 40% rF
250 Jahre farbbeständig bei -7°C - 40% rF

Diese Zusammenstellung bezieht sich auf bereits deutlich erkennbare Farbveränderungen von 20% in der empfindlichsten Filmschicht.

Das Ergebnis von 17 Jahren Helllagerung bei gedämpftem Licht und bei normaler Raumtemperatur hinter Glas, erkennt man an diesem stark ausgeblichenen Farbabzug. Das Negativ war noch vorhanden. Und obwohl auch dieses mittlerweile Farben gelassen hatte, ließ sich, dank elektronischer Bildbearbeitung noch ein recht passables Bild von dem Motiv herstellen.

Dieses stark verfärbte Luftbild (links oben) macht deutlich, dass eine Reduzierung bzw. Veränderung der Farben auch bei Dunkellagerung eintritt. Das Foto wurde 1968 aufgenommen. Die Vergrößerung dürfte aus dem selben Jahr stammen. Als wir das Motiv zur Bearbeitung erhielten, hatte es 37 Jahre lang zwischen Akten in einem lichtdichten Büroschrank geschlummert. Rechts unten sehen Sie, was man trotz Farbstich aus einem solchen Foto noch herausholen kann und natürlich auch sollte, bevor das Motiv völlig verblichen ist.

Auch die Farben dieses Tankstellen-Fotos aus den 50er Jahren (links oben) ließen sich nach 50 Jahren (2004) weitgehend wiederherstellen. In wenigen Jahren werden die Farbpigmente so weit verblasst sein, dass die heute noch bestehenden Bildinformationen endgültig verloren sind.

Für die Langzeitarchivierung verschiedener Filmmaterialien wurden nachfolgend aufgeführte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte als Idealwerte ermittelt:

Temperatur / rel. Luftfeuchtigkeit

Silbergelatine-Filmmaterial
Idealbedingungen: 5°-8°C / 25%-30% rF
Arbeitsarchiv: 15°-20°C / 30%-40% rF

Nitrat-Filmträger
Idealbedingungen: 6°-8°C / 30%-40% rF
Arbeitsarchiv: 15°-20°C / 30%-40% rF

Kollodium-Material
Idealbedingungen: 6°-8°C / 30%-40% rF
Arbeitsarchiv: 15°-20°C / 30%-40% rF

Gelatine-Fotopapiere
Idealbedingungen: 5°-8°C / 25%-30% rF
Arbeitsarchiv: 15°- 20°C / 20%-40% rF

Color-Filmmaterial
Idealbedingungen: -18° bis -5°C / 25%-30% rF
Arbeitsarchiv: 13°-15°C / 20%-40% rF

Color-Fotopapiere
Idealbedingungen: -18° bis -8°C / 20%-30% rF
Arbeitsarchiv: 13°-15°C / 20%-40% rF

Vorstehende Zusammensstellung macht die unterschiedlichen Ansprüche von SW- und Farbmaterialien deutlich. Die optimalen Archiv-Temperaturen für SW-Filme und -Papiere liegen zwischen 5°C und 8°C. Bei Farbmaterial sind Temperaturen zwischen -18°C und -8°C anzustreben. Hieraus ergeben sich als Kompromiss für ein Ruhendes Archiv folgende Werte.

Einen Raum-Klima-Kompromiss für unterschiedliche SW-Materialien im Ruhenden Archiv zeigt folgende Aufstellung:

Ruhendes Archiv für SW-Material
Raumtemperatur: < 8°C
rel. Luftfeuchtigkeit: 30% - 40% rF

Arbeitsarchiv für SW-Material
Raumtemperatur: < 18°C
rel. Luftfeuchtigkeit: < 50% rF

Die täglichen Temperaturschwankungen dürfen 4°C nicht überschreiten. Andernfalls kann sich Kondensfeuchtigkeit bilden.

Der Säuregehalt der Raumluft muss in allen Archivräumen im neutralen Bereich um 7 pH liegen und darf 8 pH keinesfalls überschreiten.

Die kurzlebigen Color-Materialien wie Diapositive und Farbvergrößerungen sollten, sofern es nur irgendwie möglich ist, bei Minustemperaturen aufbewahrt werden. Nur durch eine Tiefkühllagerung lassen sich Veränderungen der organischen Farbkuppler hinauszögern.

Nicht jeder kann seinen Bildbeständen Archivbedingungen bieten wie Bill Gates, dessen Agentur Corbis seit ihrer Gründung vor 17 Jahren (1989) weltweit mehr als 3.000 Fotoarchive zusammengekauft hat. Darunter auch die berühmte Bettmann-Sammlung mit den wichtigsten Fotodokumenten des 20. Jahrhunderts, die große französische Bildagentur Sygma oder die bis dahin drittgrößte Bildagentur der Welt - die Düsseldorfer ZEFA. Gates bewahrt seine wertvollen Originale atombombensicher in tiefgekühlten Stollen in stillgelegten Bergwerken auf.

Peli Box

Wem diese kostspieligen Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen, sollte darüber nachdenken, ob er für die Einlagerung der eigenen wertvollen Color-Bestände nicht wenigstens eine einfache Haushalts-Tiefkühltruhe oder einen günstigen, selbstabtauenden Kühlschrank einsetzen kann. Das Bildmaterial könnte dann zusammen mit feuchtigkeitsregulierendem Silikagel in luftdicht schließenden Kunststoffboxen aus Hart-Polypropylen - z.B. Peli- oder Otter-Boxen - eingelagert werden. Diese Boxen sind mit dauerelastischen Silikondichtungen ausgestattet. Die Hersteller garantieren Wasserdichtheit bis 30 m Tauchtiefe.

Bei der Entnahme von Filmen aus dem Kühlarchiv - sei es ein Tiefkühlraum oder Kühlschrank - muss die Temperaturangleichung an die Arbeitsraumtemperatur sehr langsam erfolgen. Durch eine plötzliche Temperaturänderung von mehr als 4°C wird auf den Filmen Schwitzwasser entstehen, das die Schicht aufweicht und und für Beschädigungen und für die Aufnahme von Schadstoffe empfindlich macht. Eine allmähliche Temperaturangleichung kann beispielsweise in einer gut isolierenden Haushalts-Kühlbox erfolgen. Die Isolierung der Kühlbox sorgt dafür, dass sich die Temperatur der Fotomaterialien nur sehr langsam an die Arbeitsraumtemperatur angleicht.

In der Kühlbox und innerhalb der Verpackungsboxen muss die durch die Temperaturänderung frei werdende Luftfeuchtigkeit durch beigepacktes Silikagel aufgenommen werden.

Eine kontinuierliche Überwachung des Archivklimas und die Einhaltung der Grenzwerte sind für ein bewahrendes Fotoarchiv unerlässlich. Die Protokolle eines schreibenden Thermohygrometers liefern Ihnen auch die besten Argumente, wenn Sie Mittel für die Verbesserung Ihres Fotoarchivs einfordern müssen.

Thermometer

Geben Sie sich im Archiv bitte nicht mit billigen Haushalts-Thermometern ab. Dieses Super-Instrument fand ich in einem historischen Glasplattenarchiv mit einmaligen Glasnegativen aus dem 19. Jh. Auf Grund der konstant hohen Raumfeuchte war die Zeigermechanik bei 64% festgerostet.

Wenn man so will, ist ein korrodiertes Luftfeuchtigkeitsmessgerät natürlich auch ein sicherer Indikator dafür, dass dieser Raum für die Lagerung von Fotografien denkbar ungeeignet ist.

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Schimmelbefall

Die Luftfeuchtigkeit im Archiv

Fotografien dürfen keinesfalls bei Temperaturen über 24°C und Luftfeuchtigkeitswerten von mehr als 60% gelagert werden. Bakterien und Schimmelsporen lieben das feuchtwarme Klima und werden bei feuchter Wärme putzmunter und aktiv. Bei dem Gelatinenegativ dieses Abzugs (links) haben Schimmelpilze und Bakterien ganze Arbeit geleistet. Die runden kraterförmigen Löcher in der Negativschicht weisen auf Bakterienfraß hin. Bei dem wolkigen Schadensbild im oberen linken Eck handelt es sich um Schimmelbefall.

Die Gelatine der Filmschicht ist für Schimmel und Bakterien der ideale Nährboden. Das darin eingebettete metallische Bildsilber ist ihnen dagegen weniger bekömmlich und wird einfach 'umfressen'. Das Bildsilber verliert hierdurch seinen Halt. Versucht man ein schimmelbefallenes Silber-Gelatinenegativ oder einen -abzug mit einer wässrigen Lösung zu reinigen, schwimmt das Bild regelrecht davon.

Bei diesem Silber-Gelatineabzug hatte man versucht, einen Riss in der Bildmitte mit wässrigem Leim zu hinterkleben. Den Anpressdruck sollte eine Glasplatte erzeugen, die auf das Foto gelegt und beschwert wurde. Da die Feuchtigkeit unter der Glasplatte nicht entweichen konnte, löste sich die bereits vorgeschädigte Schicht auf und das Bild schwamm unter dem Glas förmlich davon. Gott sei Dank waren die Gesichter weitgehend intakt geblieben. Es bedurfte mehrerer Tage Computerarbeit, um den Bildinhalt wieder herzustellen.

Ohne PC wäre eine Rettung dieses Bildinhaltes nicht möglich gewesen.

Zelloidinpapieren fehlt dagegen die feuchtigkeitsempfindliche Gelatine. Die fotografische Schicht dieser Auskopierpapiere basiert auf einer Mischung aus Kollodium (= Schießbaumwolle), gelöst in Äther und Alkohol. Zelloidinpapiere wurden zwischen 1867 und dem 2. Weltkrieg fabrikmäßig hergestellt.

Nähstube verschmutzt
Nähstube bearbeitet

Zelloidinschichten nehmen kaum Feuchtigkeit auf und sind daher relativ resistent gegen zerstörenden Schimmelbefall. Diese Schneider einer Militär-Nähstube hatten vermutlich viele Jahre im feuchten Keller oder im stickigen Bilderrahmen an einer nassen Wand verbracht, bis wir das Bild zur Restaurierung erhielten.

Eine gründliche Reinigung brachte zu unser aller Erstaunen eine noch nahezu vollständig erhaltene Zelloidinschicht zu Tage. Der Bildinhalt war stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein Silbergelatine-Abzug wäre unter solchen Lagerungsbedingungen komplett zerstört gewesen.

Mit sämtlichen Tricks der Reprotechnik und einer anschließenden umfangreichen digitalen Bildbearbeitung gelang es uns auch hier, das Bildmotiv wieder vollständig herzustellen.

Wasserschäden in Fotoarchiven sind Totalschäden, wenn nicht sofort richtig reagiert wird. Innerhalb weniger Stunden ist die Gelatineschicht im Wasser aufgelöst und unwiederbringlich fortgeschwemmt.

Um derartige Schäden zu vermeiden, muss in Archivräumen auf Wasserinstallationen, durchführende Frischwasserleitungen und Abwasserrohre verzichtet werden. Auch die darüber befindlichen und angrenzenden Räume müssen auf eventuelle Unfallmöglichkeiten untersucht und gegen alle Eventualitäten abgesichert werden.

Wie weitsichtig man bei der Schadensvorbeugung vorgehen muss, zeigt ein Wasserschadensfall in einem bekannten deutschen Filmmuseum.

Im Keller des Filmmuseums war ein vorbildlicher Kühlraum zur Lagerung wertvoller Fotografien und Filmspulen eingerichtet. Innerhalb des Hauses hatte man jede mögliche Schadensquelle, so weit man diese vorausahnen konnte, eliminiert. Eines Nachts ereignete sich vor dem Haus ein Verkehrsunfall. Ein vor dem Museum befindlicher Hydrant wurde beschädigt und das Wasser spritzte bis zum frühen Morgen direkt in eine Lüftungsöffnung in der Wand des Hauses. Als die Mitarbeiter morgens in das Untergeschoss kamen, stand das Archiv unter Wasser. Glücklicherweise waren nur die unteren Regalfächer betroffen, in denen eine Filmfoto-Sammlung mit vielen Dubletten lagerte.

Der Archivleiter rief mich sofort an. Dem Wasserstand nach hatte das Wasser die Bilder erst vor wenigen Stunden erreicht. Somit konnte ich dazu raten, die noch nassen Abzüge sofort mit klarem Wasser abzuspülen und mit Kunststoffwäscheklammern an Wäscheleinen aufzuhängen. Die Gelatineschicht konnte sich wieder festigen und die Bilder waren gerettet. Die luftgetrockneten und wellig gewordenen Papierabzüge wurden später von uns noch einmal nachgewässert, stabilisiert und maschinengetrocknet. Durch sofortiges, richtiges Handeln konnte die gesamte Sammlung gerettet werden. Ob das bei Wasserschäden häufig praktizierte Schockgefrieren den Bildern schneller Hilfe gebracht hätte, wage ich zu bezweifeln.

Werden Bilder oder Negative innerhalb ihrer Umverpackungen feucht, müssen diese möglichst noch im feuchten Zustand freigelegt und von Verpackungsresten gereinigt werden. Andernfalls verkleben Verpackungsmaterial und Schicht miteinander. Ist dies wegen der anfallenden Menge nicht innerhalb kürzester Zeit möglich, bleibt nur ein schnelles Einfrieren. Man wird bei der Wahl der Mittel jedoch immer abwägen müssen, welche Methode schneller zu einer stabilen Gelatineschicht führt. Denn bis die Hilfsmittel zum Schockgefrieren bereitgestellt sind und das durchnässte Fotomaterial in ein eisiges Tiefkühlkoma versetzt ist, können unter Umständen auch Stunden vergehen.

Aber auch festgetrocknete Papierreste lassen sich häufig wieder entfernen. Die Schicht trägt dann aber meistens, wie man bei dieser nachträglich gereinigten Glasplatte im oberen Drittel erkennt, bleibende Schäden davon.

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Welche modernen Fotografien sind archivierbar?

Mit den durch die Vorgeschichte der Bilder bedingten Mängel und Empfindlichkeiten werden Sie sich abfinden müssen. Durch eine optimierte Lagerung in klimatisierten Räumen lassen sich, wie wir oben gesehen haben, einmal begonnene Verfallsprozesse zwar nicht ganz aufheben, aber doch um viele Jahrzehnte - vielleicht Jahrhunderte - hinauszögern.

Bei Neuzugängen oder neu zu vergebenden fotografischen Sicherungsaufträgen haben Sie dagegen die Möglichkeit und die Verantwortung, die Lebensdauer der Bilder im Vorfeld zu bestimmen.

Generell lässt sich sagen, dass moderne SW-Materialien auf Silbernitratbasis haltbarer sind als Farbmaterialien mit chromogener Entwicklung. Denkt man an eine Langzeitarchivierung, sind Color-Materialien eigentlich überhaupt nicht archivierbar. Die Farben werden verbleichen, gleichgültig, ob sie im Hellen oder im Dunkeln gelagert werden. Dasselbe gilt auch für moderne SW-Filme, die auf Colorfilm-Basis arbeiten und die in Colorprozessen verarbeitet werden, wie z.B. der 1980 von Ilford herausgebrachte XP1 oder der Agfapan Vario-XL von Agfa.

Ungeeignet sind ebenfalls moderne Dünnschichtfilme, basierend auf der 1983 erstmals eingeführten T-Kristall-Technologie. Hierzu gehören auch die modernen Sigma-Kristallfilme von Fuji. Diese SW-Emulsionen arbeiten mit empfindlichen, hauchdünnen Silberkristallplättchen an Stelle der vergleichsweise robusten, massiven Silberklümpchen in der Schicht konventioneller Filme.

Ein fotografisches Bild setzt sich, wie Sie in der starken Ausschnittvergrößerung erkennen können, aus vielen kleinen Silberkristallen zusammen, die während des Entwicklungsvorgangs aufgebaut werden.

Diese Silberkristalle können sehr unterschiedlich geformt sein. Generell kann man sehr flache Tafel-Kristalle oder massivere Kristallformen unterscheiden.

Auf der Abbildung links habe ich drei mögliche Kristallformen für Sie nebeneinander gestellt, um deutlich zu machen warum moderne Filmmaterialien mit Tafelkristallen für eine Langzeitarchivierung denkbar ungeeignet sind.

Neben den massiv-kugeligen Silberklümpchen, wie sie in traditionellen Fotomaterialien zu finden sind, ist rechts die Form eines hauchdünnen Silberkristallscheibchens eines modernen Dünnschichtfilms zu erkennen. Alle drei Kristallformen erzeugen in der Filmschicht den gleichen Schatten bzw. die gleiche Schwärzung. Oxydiert jetzt z.B. durch Luftschadstoffe ein massiver Silberklumpen an der Oberfläche, so wird dieser im Durchmesser zwar geringfügig kleiner werden, aber seine Substanz und Bildwirkung bleibt noch lange Zeit weitgehend erhalten. Oxydiert der flache Tafelkristall auch nur geringfügig, ist er und damit natürlich auch das fotografische Bild verschwunden.

Der Vorteil des Tafelkristalls liegt vor allem im geringeren Silberverbrauch für die Industrie und in einer geringfügig höheren Bildschärfe. Letztere ist jedoch im Archivbereich nicht von Belang. Im Normalfall sollte hier immer die Haltbarkeit im Vordergrund stehen.

Neben der Art der Emulsion spielt die Verarbeitung eine ausschlaggebende Rolle. Selbst wenn man sich bei der Entwicklung moderner Fotomaterialien streng an die Verarbeitungsvorschriften der Hersteller hält, ist für herkömmliche SW-Positive und –Negative die erforderliche Haltbarkeit für Archive nicht ausreichend gewährleistet. Auch die gerne genannte Beständigkeitsbezeichnung 'archivfest nach DIN' garantiert Ihnen lediglich eine Haltbarkeit der Bilder von wenigen Jahrzehnten. Die DIN-Norm geht von 30 Jahren Beständigkeit aus. Dies mag für die meisten Verwendungszwecke in der Verwaltung und Industrie ausreichend sein. Für ein bewahrendes Fotoarchiv dagegen, ist dieser Zeitraum zu kurz.

Für Filme und Abzüge, die für eine wirkliche Langzeitarchivierung bestimmt sind, ist eine archivfeste Entwicklung und ein zusätzliches Schutzbad zur Konservierung des Bildsilbers Voraussetzung.

Für Archivvergrößerungen dürfen ausschließlich traditionelle und silberhaltige Baryt-Papiere verwendet werden. Dies wird heute zwar immer schwieriger, da immer mehr Hersteller die Produktion von Baryt-Papieren einstellen oder Insolvenz anmelden. Ich bin jedoch guter Dinge, dass für Archivierungszwecke und für die Kunstfotografie auch in ferner Zukunft noch beständige Baryt-Papiere auf dem Markt sein werden.

Moderne PE-Fotopapiere sind - wie Sie an diesem gerade erst 20 Jahre alten und bereits stark vergilbten Abzug erkennen können - für die Langzeitarchivierung ungeeignet. Das Bild hing im Halbdunkel eines Hausflurs hinter Glas.

In den hellen Bildbereichen links ist das Bildsilber bereits völlig ausgeblichen, in den Mittelwerten erkennt man eine deutliche Braunfärbung - die fortschreitende Auflösung des Bildes. An der selben Wand waren unter den gleichen Raumklima- und Lichtbedingungen großformatige Baryt-Vergrößerungen ausgestellt, die etwa zur gleichen Zeit hergestellt wurden. Diese Baryt-Abzüge sehen heute noch so aus, als kämen sie gerade erst aus dem Fotolabor.

Die modernen PE-Papiere kamen in den 60er/70er Jahren für die maschinelle Laborverarbeitung verstärkt auf den Markt. Ihr Aufbau besteht aus dem üblichen Papierträger. Hierauf sind beidseitig dünne Kunststofffolien aus Polyethylen auflaminiert. Dadurch nimmt das Papier bei der Laborverarbeitung kaum Wasser auf und bleibt auch im feuchten Zustand relativ steif. Hierdurch kann es, im Gegensatz zu Baryt-Papieren, auch in Entwicklungsmaschinen verarbeitet werden. PE-Papier benötigt bei der Verarbeitung weniger Chemie und das Bild ist innerhalb kürzester Zeit ausgewässert. Auf der PE-Trennschicht lassen sich viel dünnere fotografische Emulsionen aufbringen, als auf saugfähigem Baryt-Papier. Die Industrie spart Silber und PE-Papier kann somit billiger produziert und angeboten werden. Die Konsequenz der dünnen Schicht ist eine deutlich geringere Schwärzung, die der Laie allerdings erst im direkten Vergleich mit Baryt-Vergrößerungen wahrnimmt und eine verkürzte Lebensdauer.

Die hauchdünne und silberreduzierte Bildschicht bleicht, wie Sie oben gesehen haben, schnell aus. Die Trennschicht aus Polyethylenfolie kann, besonders unter Einwirkung von UV-Strahlen, verspröden und wird sich dann samt Bild vom Papierträger ablösen. Das Verbröseln von Polyethylen unter dem Einfluss von UV-Licht kennt man z.B. von Kunststoff-Abdeckplanen, die zwei bis drei Jahre im Außenbereich verwendet wurden. Dabei verfügen Polyethylen-Bauplanen über Materialstärken von 2 bis 3 Zehntel Millimeter, die Dicke des Polyethylenlaminats auf PE-Fotopapieren liegt dagegen im my-Bereich.

Doch auch die Verwendung von Baryt-Papieren alleine ist keine Garantie für eine lange Haltbarkeit der Bilder. Dieser so genannte 'Sicherungsabzug' auf Baryt-Papier, den ich in einem historischen Archiv fand, war in den 1960er Jahren hergestellt worden. Als ich den Zustand dieses Abzuges Anfang der 90er Jahre dokumentierte, war er ca. 30 Jahre alt.

Das damals bereits über 100 Jahre alte Original war, wie sie hier sehen können, in den Details deutlich besser erhalten als seine Sicherung auf Baryt-Papier.

Dieser schadhafte Barytabzug war in dem Archiv leider kein Einzelfall, wie diese Beispiele zeigen.

Der um sein Einkommen bemühte Wald-und-Wiesen-Fotograf hatte im Labor vermutlich mit verbrauchten Bädern gearbeitet und die Bilder waren nicht genügend ausgewässert worden. Darüber hinaus waren die Bilder mit verschmutzten Trockentüchern getrocknet worden, in denen sich verschleppte Chemierückstände befanden.

Das Fatale an einer mangelhaften Film- oder Papierentwicklung ist, dass die Schäden zunächst nur latent vorhanden sind und erst nach vielen Jahren, vielleicht auch erst nach Jahrzehnte sichtbar werden. Man kann in einem solchen Fall nur hoffen, dass sich das Original dann noch in einem reproduzierbaren Zustand befindet. Andernfalls ist das Bildmotiv für immer verloren.

Wie diese Beispiele zeigen, dürfen für die Archivierung ausschließlich Fotopapiere und Filme verwendet werden, die durch einen abgesicherten 'Archivfest-Prozess' für die Langzeitarchivierung präpariert worden sind.

Um die Prozessunterschiede zu verdeutlichen habe ich Ihnen die einzelnen Arbeitschritte einer üblichen Standardentwicklung und die unseres Archivfest-Prozesses gegenübergestellt. Links sehen Sie die Arbeitsschritte bei einem üblichen Standard-Entwicklungsprozesses, rechts die Verarbeitungsfolge unseres Archivfest-Prozesses für Fotopapiere.

Baryt-Fachvergrößerungen für die Langzeitarchivierung werden bei uns zum Beispiel grundsätzlich in einem Archivfest-Prozess mit Handentwicklung, Zweibadfixierung und immer wieder frisch angesetzten, unverbrauchten Bädern verarbeitet.

Üblicherweise werden Baryt-Vergrößerungen in Laboratorien einem Fixierbad mit 12 g Silber pro Liter und mehr regelrecht gequält.

Wir arbeiten dagegen mit zwei Fixierbädern. Der Silbergehalt des ersten Fixierbades bei unserem Archivfestprozess darf 2 g Silber/Liter nicht überschreiten, im zweiten Fixierbad liegt die Obergrenze bei 0,3 Gramm Silber pro Liter. Nach einer Zwischenwässerung wird ein zusätzliches Hypoclearing- oder Sodabad zur Neutralisierung von eventuell noch in der Schicht befindlichen Fixierbadresten eingeschoben. Anschließend folgt eine weitere ausgiebige Wässerung. Zum Abschluss werden die Abzüge entweder an der Luft oder unter Verwendung von stets wechselnden, sauberen Trockentüchern in der Trommelmaschine getrocknet.

Als Option klinken wir in den Verarbeitungsprozess eine weitere Zwischenwässerung mit anschließender Selentonung ein. Durch das Selenbad werden die Silberkristalle in der Schicht mit einer hauchdünnen Selen-Schutzschicht überzogen. Dies macht das Bildsilber weitgehend unempfindlich gegen Schadstoffe in der Luft.

An Stelle der Selen-Schutztonung könnte natürlich auch eine Schwefel- oder eine sehr kostspielige Gold- oder Platintonung hinzugefügt werden. Die Schwefeltonung würde das Bild bräunlich verfärben, Gold- oder Platintoner dienen zusätzlich dekorativen Zwecken.

Sicherungs-Negative werden in unserem Labor ebenfalls ausschließlich mit ganz frisch angesetzten Fixierbädern, mit einem Hypoclearing-Bad und einer Selenschutztonung sowie ausgiebigen Wässerungen verarbeitet. Nur auf diese Weise ist die notwendige Haltbarkeit für eine Langzeitarchivierung gewährleistet.

Color-Fotografien sind, wie bereits gesagt, nicht archivierbar. Die einzige wirklich sichere Möglichkeit wäre, wichtige Aufnahmen in Dye-Transfers zu übertragen, das heißt einzelne Farbauszüge auf SW-Film herzustellen.

Auch der heute gerne verwendete Cibachrome Micrographic von Ilford (oben rechts) ist nicht wirklich 100% lichtecht und wird langfristig ausbleichen. Darüber hinaus arbeitet er nach unserer Erfahrung deutlich zu hart und schluckt, wie bei bei dem kleinen zartgelben Gebäude ganz rechts im Bild, die feinen Zwischentöne. Stärkere Farben werden dagegen viel zu kräftig und zu kontrstreich wiedergegeben.

Bei extrem weichen oder leicht ausgeblichenen Motiven eignet er sich dagegen recht gut, um wieder kontrastreichere Abbildungen herzustellen.

Cibachrome arbeitet allerdings mit den stabilsten Farben. Bei Cibachrome-Papieren wird an Stelle der Polyethylen-Folie ein dünner Polyesterfilm zwischen Papierfilz und Gelatineschicht eingesetzt.

Über die Haltbarkeit von Polaroidbildern und anderen Sofortbildmaterialien gibt es - aus gutem Grund - keine Aussage der Hersteller. Sofortbilder sind selbst für eine Kurzzeitarchivierung ungeeignet. Möchte man die Motive längerfristig bewahren, kommt man um Reproduktionen auf traditionellem Filmmaterial nicht herum.

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Neuzugänge in Ihrem Archiv

Neuzugänge sollten vor der Aufnahme in Ihr Archiv mit geeigneten Mitteln vorsichtig gereinigt werden. Dies sollte ausschließlich durch entsprechend geschulte Personen geschehen, die die Verträglichkeit der Mittel beurteilen können. Jeder Reinigung muss die sichere Analyse des zu reinigenden Materials vorausgehen.

Falls Sie oder Ihre Mitarbeiter unbedingt selbst Hand anlegen wollen oder müssen, konzentrieren Sie sich bei Filmmaterial ausschließlich auf die Rück- oder Trägerseite und lassen Sie die Filmschicht unberührt. Höchstens ein behutsames Abstauben der Schicht mit einem ganz weichen und breiten Marderhaarpinsel ist erlaubt.

Saubere Baumwollhandschuhe sollten mittlerweile in allen Archiven selbstverständlich sein. Jede Berührung mit bloßen Fingern hinterlässt bleibende Spuren auf der Schicht.

Besondere Vorsicht ist bei Bakterienbefall und Schimmelbildung geboten. Durch Schimmel befallene Filmschichten werden bei Verwendung von wässrigen Lösungen für immer zerstört!

Zur Reinigung von Glasplatten sollten Sie diese mit der Filmschicht nach unten auf ein sauberes, saugfähiges Tuch oder Fließpapier legen. Die Saugfähigkeit der Unterlage muss gewährleisten, dass über den Glasrand hinaus gelangende Flüssigkeit sofort aufgenommen wird. Ist die Unterlage einmal feucht geworden, muss sie sofort gegen trockenes Material ausgetauscht werden.

Die Glasseiten von Glasplattennegativen reinigen Sie am besten vorsichtig mit einer Mischung aus 90% destilliertem Wasser und 10% Ethylalkohol und einem sauberen Wattebausch. Besteht auch nur der geringste Verdacht auf Schimmelbefall verwenden Sie für die Rückseite ausschließlich reinen Ethylalkohol.

Die oben beschriebene Reinigungsmethode darf ausschließlich bei Bromsilber-Gelatineplatten angewandt werden! Kollodium-Glasnegative werden durch alkoholische Lösungen geschädigt.

Um ein Übergreifen von Schimmelsporen auf gesundes Fotomaterial zu verhindern muss vom Schimmel befallenes von gesundem Material getrennt werden. Die Pilzkulturen müssen mit fungiziden Mittel abgetötet werden. (z.B. Begasung, Alkohol)

Pilze leben von Feuchtigkeit. Ein trockenes Archiv-Klima beseitigt zwar nicht die Schimmelsporen, die Pilze bleiben jedoch inaktiv.

Auch wenn alle SW-Glasplattennegative fast gleich aussehen, so kann der Aufbau der Bildschichten doch sehr unterschiedlich sein.

Am häufigsten finden sich in Archiven Glasnegative die durch das so genannte 'Nasse Kollodium Verfahren' sensibilisiert wurden, sowie industriell konfektionierte Bromsilber-Gelatine-Trockenplatten.

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Glasplatten nach dem nassen Kollodium-Verfahren

Das Nasse Kollodium-Verfahren wurde 1851 entwickelt und von Berufsfotografen bis weit in die 1920er Jahre angewandt. Die industriell hergestellten Bromsilber-Gelatine-Trockenplatten kamen um 1878 auf den Markt und wurden bis etwa 1930 in großen Stückzahlen eingesetzt. Da beide Verfahren seit 1878 bis in die 1920er Jahre gleichzeitig eingesetzt wurden, ist eine Bestimmung nach dem Aufnahmejahr nicht möglich. Es gibt jedoch Merkmale, an denen man die Platten beider Verfahren recht gut unterscheiden kann.

Platten nach dem Nassen Kollodium-Verfahren wurden beim Fotografen selbst beschichtet und sensibilisiert. Man erkennt sie in der Regel an variierenden Glasformaten und unregelmäßig gebrochenen Glaskanten.

Die Platten wurden vom Lehrling - oder wenn der Fotograf es sich leisten konnte, vom Kollodinierer - direkt vor der Aufnahme mit der lichtempfindlichen Kollodium-Emulsion beschichtet. Bei dem zunächst flüssigen Träger der lichtempfindlichen Salze handelt es sich um eine Alkohol-Äther-Lösung der Schießbaumwolle, heute auch Nitrozellulose genannt. Diese Kollodium-Beschichtung dient lediglich als dünner Haftgrund zwischen Glas und lichtempfindlicher Emulsion.

Zum Beschichten hielt der Lehrling die Glasplatte meist mit der linken Hand: der Daumen hielt die Scheibe an einer Ecke oben auf der Schichtseite, ohne zu weit in die Platte hineinzugreifen. Die linken Zeige- und Mittelfinger stützten die Platte von unten. Mit der rechten Hand wurde im Dunkeln das dickflüssige Kollodium auf die möglichst waagerecht gehaltene Platte aufgegossen und durch leichtes Hin-und-her-Kippen gleichmäßig auf der Glasfläche verteilt. Nachdem die Kollodiumschicht nahezu trocken war, wurde die Glasplatte ins Silberbad getaucht und hierdurch lichtempfindlich gemacht. Danach ließ man die Platte kurz ablaufen und trug sie in einer lichtdichten Porzellanküvette zur Kamera. Die Kollodiumplatte musste noch im feuchten Zustand belichtet werden. Unter normalen Temperaturbedingungen hatte der Fotograf hierfür etwa 10 bis 15 Minuten Zeit. Machte der Fotograf Aufnahmen außer Haus, musste er zum Beschichten der Platten ein Dunkelkammerzelt mitführen.

Herstellungsbedingt findet man auf Kollodiumplatten an einer Ecke noch den Daumenabdruck des Lehrlings, den dieser beim Kollodinieren hinterlassen hat.

Das Kollodium trocknete auf dem Glasträger als dünnes Häutchen aus, das Silbernitratbild liegt bei der Kollodiumplatte nicht innerhalb der Schicht, sondern als hauchdünner Film oben darauf. Aus diesem Grunde sind Kollodium-Platten extrem empfindlich.

Papierbilder wurden damals nicht vergrößert, sondern im direkten Kopierverfahren - Negativ auf Papier - im Sonnenlicht belichtet. Bereits das Berühren der Fotoschicht mit der Kante des Kopierpapiers konnte zu bleibenden Kratzern führen, die das Negativ unkopierbar machten. Zum Schutz wurden Kollodium-Glasplatten daher grundsätzlich lackiert.

Im Gegensatz zum Kollodiumbild sind die Filmlacke oft wasserlöslich und können äußerst empfindlich auf wässrige Lösungen reagieren. Ohne vorherige Lack-Analyse dürfen zur Reinigung also weder alkoholische noch wässrige Lösungen verwendet werden!

Eine Kollodium- oder Nitrozellulose-Zwischenschicht beginnt, je nach Zusammensetzung, früher oder später zu schrumpfen und reißt in Stücken vom starren Glasträger ab. Bei den geringsten Anzeichen des beginnenden Ablöseprozesses müssen diese Motive durch eine archivfeste Sicherungsfotografie erhalten werden.

Ein solches Original kann meist erhalten werden, wenn die abgelösten Schichtteile durch ein zusätzliches Deckglas an ihrem Platz gehalten werden. Die Schrumpfungsrisse werden sichtbar bleiben.

Für eine Veröffentlichungen lassen sich solche Bildfehler jedoch durch eine digitale Bildbearbeitung recht gut beheben.

Der einmal begonnene Schrumpfungsprozess selbst ist nicht aufzuhalten.

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Glasplatten mit Silbergelatine-Emulsion

Bei der Bromsilbergelatineplatte ist das lichtempfindliche Silber innerhalb einer dünnen Gelatineschicht auf dem Glasträger eingebettet. Die ersten fabrikmäßig hergestellten Gelatineplatten wurden 1878 in England hergestellt. Ein Jahr später nahmen die ersten Fabriken für Gelatine-Trockenplattenfabriken in Deutschland die Produktion auf.

Die ersten Gelatineschichten wurden übrigens nicht nur auf Glasplatten gegossen, sondern auch auf transparentes Wachspapier.

Die fabrikmäßig vorkonfektionierten Bromsilberplatten waren anfangs eine Domäne der Amateurfotografen, die sie sich die hohen Kosten leisten konnten. Scharf rechnende Berufsfotografen blieben noch lange beim nassen Kollodiumverfahren. Denn Kollodiumplatten ließen sich viel günstiger selbst beschichten. Nach einer gründlichen Reinigung und einer erneuten Beschichtung konnten die Glasplatten auch wiederholt verwendet werden.

Die Kollodiumplatte war durch einfaches Übergießen mit Entwickler- und Fixierlösung innerhalb von wenigen Sekunden entwickelt und ausfixiert. Eben so schnell waren sie ausgewässert. Eine Gelatineplatte brauchte für die Laborverarbeitung eine deutlich längere Zeit.

Typisch für Silbergelatineplatten sind fabrikmäßig geschnittene Glasscheiben in einheitlicher Größe und mit glatten, gerade geschnittenen Glaskanten. Aber auch diese Merkmale sind keine Garantie dafür, dass es sich um Gelatineplatten handelt. Denn auch Gelatineplatten wurden nicht selten entschichtet und anschließend kollodiniert.

Wenn Sie heute fehlerhafte oder verfärbte Gelatineplatten vor sich haben, müssen Sie davon ausgehen, dass die damals sehr teueren Glasnegative ursprünglich so verarbeitet worden sind, dass sie sich anfangs in einem optisch einwandfreien Zustand befanden. Heute sichtbare Schäden sind also während oder durch die Lagerung entstanden, wenngleich die Schadensursachen häufig auf eine unsachgemäße Laborverarbeitung, verbrauchte und überstrapazierte Chemie und zu kurze Wässerungszeiten zurückzuführen sind. Das Hervortreten dieser zunächst latent vorhandenen Mängel, kann selbst die beste Lagerung nicht verhindern. So treten z.B. Gelbschleier in der Regel bei zu kurz belichteten Negativen auf, die im Entwickler zu lange 'gequält', also überentwickelt wurden. Auch eine Verarbeitung in verbrauchtem Fixierbad, zu knappe Fixierzeiten und mangelhafte Wässerung rächen sich oft erst nach Jahrzehnten.

Bläuliche Flecken lassen auf eine Verarbeitung in dem früher gerne verwendeten Amidolentwickler schließen, der mit eisenhaltigem Wasser angesetzt worden war.

Unregelmäßige, oft nur stecknadelkopfgroße Löcher in der Schicht lassen auf Bakterienfraß schließen. Auch für Schimmelpilze ist die Gelatineschicht der ideale Nährboden.

Bei vielen Bromsilbergelatineplatten und -Papieren erkennt man mehr oder weniger starke Aussilberungen. Sie treten bei Glasplatten zunächst an den Kanten als silbrig glänzender Belag auf und können ganze Bildpartien überdecken. Aussilberungen lassen sich zwar auf chemischem Weg entfernen, der Eingriff schwächt jedoch unwiderruflich das Bild. Und der Aussilberungs-Prozess kann trotz des Entfernens von Oberflächensilbers weiter fortschreiten.

Müssen Sicherungs-Reproduktionen von ausgesilberten Vorlagen hergestellt werden, lässt es sich nicht vermeiden, dass man die deckende Silberschicht entfernt. Unternimmt man nichts, schreitet die Aussilberung weiter fort und das Bild löst sich in einer silbernen Oberfläche auf. Diese Sicherungsfotografie wurde zusätzlich getont, um den Eindruck einer historischen Aufnahme beizubehalten.

Beim ersten Erkennen von Bildschäden sollten Sie die Bildinhalte von Silbergelatinetrockenplatten durch möglichst großformatige Sicherungsfotografien retten. Auch optimale Lagerungsbedingungen in einem kühlen und trockenen Archivraum können einmal in Gang gekommene Schadensprozesse nur verlangsamen, aber nicht stoppen - und schon gar nicht rückgängig machen.

Zerbrochene Glasplatten können zwischen zwei zusätzlichen Deckglasscheiben gesichert werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass der umlaufende Klebestreifen und das verwendete Klebemittel fotoverträglich sind. Mit einem solchen Sandwich lassen sich sogar wieder recht ansehnliche Abzüge herstellen.

Eine weitere schonende Art der Konservierung von Glasbruch ist, die Einzelstücke separat in passend ausgeschnittenen Vertiefungen in Archivkarton aufzubewahren. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass die Bruchkanten aneinander reiben. Durch ein Absplittern der Bruchkanten würde der Bruchspalt und damit auch der Bildverlust vergrößert. Eine Sicherheitsverfilmung des beschädigten Bestandes auf großformatige Filme mit Polyester-Trägermaterial und archivgerechter Verarbeitung sollte selbstverständlich sein.

Neben Kollodium- und Silbergelatineplatten findet man hin und wieder auch solche nach dem Taupenot-Trocken-Kollodiumverfahren. Dr. Taupenot kombinierte 1855 das nasse Kollodium-Verfahren mit dem Albuminprozess und stellte so eine Trockenplatte her, die jahrelang haltbar war.

Auch die Tanninplatte, die ein Major Russel 1861 erfand, konnte bis zur Belichtung monatelang gelagert werden. Tanninplatten wurden gerne von Forschungsreisenden verwendet und von ihnen vor der Abreise selbst hergestellt. Heimgekehrt berichteten sie dann stolz von ihren Ergebnissen. Die Taupenot- und die Tannin-Platten waren mit dem Aufkommen von industriell hergestellten Gelatineplatten überflüssig geworden.

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Brandgefahr durch Nitratfilm
(Nitrozellulose-, Nitrat- oder Zellhornfilm)

Zur Geschichte des Zellhornfilmträgers

1888 kam in den USA für 25 Dollar ein kleiner schwarzer Kamerakasten auf den Markt, der zum ersten mal einen flexiblen Filmstreifen für 100 Aufnahmen enthielt. Mit dem eingängigen Slogan "Sie drücken auf den Knopf, wir besorgen den Rest", trat Georg Eastmans Kamera weltweit ihren Siegeszug an. Zunächst bestand der Filmträger aus matt-transparentem Papier. Ein Jahr später wurde die Kamera mit einem Rollfilm auf Zelluloidbasis ausgeliefert.

Das Verfahren, die bis dahin verwendete Kollodium-Zwischenschicht, zwischen Glasscheibe und lichtempfindlicher Emulsion, selbst zum Filmträger zu machen hatte eigentlich Hannibal Goodwin für Edison entwickelt (1887) und patentieren lassen. Eastman hatte sich dessen Verfahren einfach widerrechtlich angeeignet. Bevor der 11-jährige Rechtsstreit zu Gunsten Goodwins entschieden werden konnte, hatte Eastman längst sein weltweites marktbeherrschendes Fotoimperium aufgebaut und konnte die millionenschwere Entschädigungssumme aus der 'Portokasse' zahlen.

Goodwins Zelluloidmaterial revolutionierte nicht nur die Fotografie und entfesselte die Kamera von dem Stativ, sie machte auch den bewegten Kino-Film erst möglich.

Der 'American Film', wie man das Nitrozellulose-Material auch nannte, hatte jedoch einen Haken: seine chemische Zusammensetzung entsprach der von Schießbaumwolle. Brockhaus' Konversations-Lexikon von 1905 schreibt darüber: "Die Wirkung der Schießbaumwolle ist etwa fünf mal so groß, als die des Schwarzpulvers" und an anderer Stelle: "ihre durch allzu schnelle Brennbarkeit verursachte heftige Einwirkung auf Schusswaffen macht sie zunächst als Treibmittel (für Geschosse) unbrauchbar." Nitrozellulose ließ die Läufe bersten, bevor das Projektil sie verlassen konnte. Eine mit 26 kg Schießbaumwolle gefüllte Granate erzeugte laut Lexikon einen Krater von 2,4 m Tiefe und 4,8 m Durchmesser.

Die Erfindung des hochbrisanten Sprengstoffs sollte im 19. Jahrhundert zum grundsätzlichen Überdenken des damaligen Festungsbaus führen.

Die erste Brandkatastrophe mit Nitratfilm ereignete sich 1897 während einer Filmvorführung anlässlich der Weltausstellung in Paris. Das Filmmaterial, das damals noch aus Körben heraus durch den Projektor geführt wurde, ging während der Vorführung in Flammen auf. In dem anschließenden Inferno starben einhundertvierzig Personen.

Fortan haftete Kinovorführungen stets die Aura eines lebensgefährlichen Abenteuers an.

Trotz immer effektiver werdender Sicherheitsvorkehrungen begleiteten Kinobrände und Brandkatastrophen in Filmarchiven die Foto- und Filmgeschichte bis in unsere Zeit.

1945 wurde durch Selbstentzündung das gesamte Reichsfilmarchiv in einem Salzstock bei Braunschweig vernichtet. 1988 ereignete sich in den Filmmagazinen des Bundesarchivs auf der Festung Ehrenbreitstein eine gewaltige Brandkatastrophe.

Ein Augenzeuge berichtete, dass die schwere eiserne Eingangstüre hierbei 40 m weit durch die Luft flog. Auch in Frankfurt/Main, nahe des Hauptbahnhofs und in Hamburg wurden durch Brand große historische Foto- und Filmbestände vernichtet. In allen Fällen war Selbstentzündung des Nitro-Materials die Ursache. Überall waren die Filme in voller Kenntnis ihrer hohen Brisanz unter allen nur erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen eingelagert worden.

Es ist also durchaus nachzuvollziehen, wenn nitroses Filmmaterial heute auf Grund seiner brisanten Zusammensetzung unter das Sprengstoffgesetz fällt und eine ganze Reihe Vorschriften beim Umgang mit dem Material zu beachten sind. Dies gilt für dicht gewickelte 300 m-Filmspulen, wie für einzelne Fotonegative.

Einerseits ist es Ihre Aufgabe, historisches Foto- und Filmmaterial zu bewahren, andererseits haben die wenigsten historischen Archive die Möglichkeit, für Nitratmaterial geeignete Räumlichkeiten zu schaffen, die für die Lagerung von Sprengstoff zulassungsfähig sind. Als Verantwortlicher im Archiv sitzen Sie hier ziemlich in der Patsche und der Gesetzgeber lässt Sie mit ihrem Nitro-Problem alleine.

Nach dem Brand in der Festung Ehrenbreitstein konnte das Bundesarchiv seine Filme auf das Gelände einer aufgelassenen Raketenstellung im Westerwald auslagern. Die Zäune, Erdwälle und militärischen Sicherheitseinrichtungen wurden zum Schutz der Öffentlichkeit gleich beibehalten. Mittlerweile wurde ein weiteres Nitrozellulose-Filmdepot mit massiven Betonwänden und Erdwällen nahe des Berliner Hoppegartens eingerichtet.

Auch der Leiter des Stadtarchivs in Reutlingen hat für seine umfangreichen Nitrozellulose-Fotobestände eigens einen stillgelegten Munitionsbunker auf der Schwäbischen Alb angemietet.

Aufgelassene Munitionsbunker sind sicher eine geeignete Lagermöglichkeit für noch gesunde Nitro-Originale, über die auch Sie nachdenken sollten. Eventuell besteht eine Möglichkeit, sich hier mit anderen Archiven zusammen zu tun. - Die Vernichtung von wertvollem historischem Filmmaterial ist immer ein endgültiger Schritt, der niemals rückgängig gemacht werden kann.

In einigen europäischen Staaten ist für Nitro-Filmbestände ein dreiseitig massiv umbauter Archivraum mit solidem Betonboden und Betondecke vorgeschrieben. Eine Archiv-Außenwand ist als Leichtbauwand ausgeführt. Im Unglücksfall kann diese nachgeben und den Explosionsdruck nach außen ableiten.

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Nitratfilme gefährden Ihr Fotoarchiv

Frischer Nitratfilm entflammt bei etwa 130° C. Gealtertes Filmmaterial, das in Zersetzung übergegangen ist, kann sich unter ungünstigen Bedingungen bereits ab 38° C selbst entzünden.

Saure Luft beschleunigt den Zersetzungsprozess des Zelluloids.

Das Fatale ist, dass bei der Selbstzerstörung des Materials saure, nitrose Gase frei werden, die den Verfallsprozess zusätzlich beschleunigen und die Zerstörung benachbarter, bis dahin noch gesunder Filme einleiten. Links sehen Sie eine Infektionsreihe benachbarter Filme. Ausgegangen ist die Infektion von dem mittlerweile völlig zersetzten Planfilm oben rechts.

Wie schnell ein solcher Zersetzungsprozess bei Nitratfilmen fortschreiten kann, macht die nebenstehende Filmreihe deutlich.

1994 waren die unten abgebildeten, vergilbten Negative noch soweit in Takt, dass von ihnen einwandfreie Duplikatnegative auf Sicherheitsfilm gezogen werden konnten. Die Duplikate finden Sie darüber abgebildet. Als die Nitratfilme 2005 endgültig ausgesondert wurden, war der Zersetzungsprozess bereits im fortgeschrittenen Stadium.

Lediglich 11 Jahre liegen zwischen den beiden Zersetzungsstadien.

Auch von dem rechten Großformatnegativ konnte 1980 noch ein recht passables SW-Duplikat auf Sicherheitsfilm hergestellt werden. Einen Vergrößerung hiervon sehen Sie links. Mittlerweile ist der Originalfilm zerstört und gefährdet den gesamten Archivbestand.

Zwischen diesen beiden Zerfallsphasen liegen 26 Jahre.

Bei der nebenstehenden Filmreihe sind oben die original Nitratfilme zu sehen, von denen 1979 noch passable Sicherungsduplikate (untere Reihe) hergestellt werden konnten. 26 Jahre später sind die Abbildungen auf dem Filmträger verschwunden. Der Film ist stark gewellt und befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Zersetzung.

Die hohe Aggressivität nitroser Gase macht diese Fotos deutlich. Die bei der Zersetzung frei werdenden Gase haben die Pappschachtel durchdrungen und den darunter befindlichen Regalboden, trotz weitgehend chemikalienbeständiger Pulverbeschichtung korrodieren lassen. Die benutzten Archivschachteln aus billigstem, säurehaltigem Karton mit erkennbar hohem Holzschliffanteil, haben vermutlich zur beschleunigten Zersetzung des Nitratmaterials beigetragen.

Darunter sehen Sie die verursachende Pappschachtel mit Rostspuren vom Regalboden und einen stark zerstörten Film aus derselben.

Die vorstehenden Bilder machen überdeutlich, dass Archivbestände nicht allein durch die hohe Entzündbarkeit des Nitratmaterials gefährdet sind. Die bei der Zersetzung frei werdenden, hochagressiven Gase beschleunigen den Selbstzerstörungsprozess bei anderen Nitratfilmen und beschädigen darüber hinaus auch andere Fotomaterialien.

Es ist daher wichtig, dass Sie in Ihrem Archiv lagerndes Nitratmaterial - gleichgültig ob es sich um Spielfilmspulen oder um einzelne Fotonegative handelt - erkennen und vom übrigen Archivgut separieren.

Wie bei den nebenstehend gezeigten Negativen kündigt sich der Zerfall von Nitratfilmen häufig durch eine partiell auftretende, braun-gelbliche Verfärbung des Filmträgers und ein Schrumpfen des Materials an.

Doch auch eine mehr oder weniger gleichmäßige Verfärbung des Negativs muss als dringendes Warnsignal gewertet werden.

Auch diese sechs Negative aus den 1930er Jahren zeigen fortgeschrittene Zerfallserscheinungen. Wenn Sie solche Filme in Ihrem Archiv entdecken, ist schnellstes Handeln angesagt.

Die Endphase: Durch den Schrumpfungsprozess werden größere Filmformate stark wellig. Der Bildgehalt ist zerstört.

Spätestens wenn Sie bei Ihren Filmen eine erkennbare Verfärbung oder einen essigsaueren, nitrosen Geruch feststellen, ist es allehöchste Zeit, die befallenen Negative durch archivfeste Sicherungsfotografien zu ersetzen. Wie oben beschrieben, beschleunigt freiwerdende Säure den einmal begonnenen Zerfallsprozess. Im Anschluß an die Sicherung müssen bereits geschädigte Originale vernichtet werden. Hierbei kann Ihnen die örtliche Feuerwehr behilflich sein.

Gekapselt in dicht schließenden Behältern - Filmdosen oder ähnlichem - entfaltet Nitrozellulose eine verheerende Explosionskraft. Fest verschlossene Behälter sind deshalb unbedingt zu vermeiden.

Je mehr Hüllen und Schachteln die Filme umgeben, desto länger hält der Brand an. Da Nitrozellulose auch ohne jede Sauerstoffzufuhr abbrennt, sind Nitro-Brände nur sehr schwer zu löschen.

Beim Brand entsteht Gas, das bei erreichen eines bestimmten Mischungsverhältnisses mit Sauerstoff ein explosives Gemenge bildet und alle im Raum befindlichen Materialien entflammt.

Zellhorn-Merkblatt
(Klick)

In einem Merkblatt aus DDR-Zeiten an "die Kolleginnen und Kollegen der Filmbearbeitung in Fernsehzentrum Berlin", vermutlich aus den 1950er/60er Jahren, heißt es:

"Gerät Zellhorn in Brand oder entsteht bei der Verarbeitung örtliche Überhitzung unter Rauchentwicklung, so ist sofort Wasser über die gefährdete Stelle zu gießen. Wird ein Brand nicht im ersten Augenblick erstickt, so gibt es nur eine Rettung:
Flucht aus dem Arbeitsraum.

Die in den Arbeitsräumen stehenden Feuerlöscheimer müssen stets gefüllt sein.

Gerät die Kleidung in Brand, so wälze man sich auf der Erde, um die Flammen zu ersticken. Fortlaufen verstärkt die Flammen. Hilf Deinem brennenden Mitarbeiter!"

Eine relativ geringe Gefahr geht von Nitratfilmen aus, die bei Kühlschranktemperaturen um 10° C und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40% gelagert werden. Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen konstant gehalten werden.

In dem neu bezogenen Nitrofilmdepot des Filmarchivs Austria bei Wien werden Filmspulen z.B. bei konstant 6°C und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 35 bis 40% eingelagert. Im Tiefkühlbereich des Filmarchivs herrschen bis zu -6° Celsius.

Zum Einlagern von Nitratfilm empfiehlt es sich, möglichst kleine Einheiten zu bilden und diese separat aufzubewahren. Sinnvoll ist es, einzeln stehende Metallschränke mit Luftzufuhr für die Archivierung zu verwenden. Um die nitrosen Gase abzuleiten und um das Material in benachbarten Schränken nicht zu beeinflussen, sollten die Schränke einzeln nach draußen entlüftet werden.

Beim Umgang mit Nitrozellulosematerial sollten Sie es sich zur Regel machen, immer nur kleine Mengen Nitratfilm zur gleichen Zeit zu bearbeiten.

Wenn wir mit einem Sicherungsauftrag von Nitrozellulose-Negativen betraut werden, schlage ich unseren Kunden vor, dass wir an Stelle von Negativen, optimal durchgezeichnete SW-Diapositive auf Sicherheitsfilm herstellen.

Bei jedem Kopiervorgang verliert man zwangsläufig ein geringes Maß an Grauwerten. Bei der Sicherung als Diapositiv können wir einen Arbeitsgang einsparen und erreichen eine höhere Abbildungsqualität.

Darüber hinaus bietet ein Diapositiv den Vorteil, dass der Betrachter ein positives Bild vor Augen hat, das man leichter erkennen und beurteilen kann als ein Negativ.

Die Zukunft der Bildherstellung für Kommunikationszwecke wird sich künftig im digitalen Bereich abspielen. Das analoge SW-Fotolabor wird künftig nur noch für die Bildsicherung historischer Fotografien für Museen und Archive und die Kunstfotografie notwendig sein. Es ist mittlerweile seit Jahren üblich, Fotos zu digitalisieren, statt sie zu vergrößern und die Bilder über hochauflösende Tintenstrahl- oder Laserdrucker auszugeben. Professionelle Bildnutzer verlangen längst Bilddaten, die sie auf ihrem Computer weiterverarbeiten können. Für die Digitalisierung eines Fotomotivs ist es völlig gleichgültig, ob ich ein Negativ oder Positiv vorliegen habe. Beide Vorlagen ergeben die selbe Datenqualität.

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Nitratfilme identifizieren

Nachfolgend möchte ich Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie Nitratmaterial erkennen und aussondern können. Natürlich sind wir Ihnen auch gerne bei der Identifikation von Nitratträgern behilflich.

Nitrozellulosematerial lässt sich in vielen Fällen sehr einfach durch das Aufnahmedatum bestimmen. Der Nitrat-Filmträger kam 1889 auf den Markt und wurde bis in die späten 1950er Jahre hergestellt. Der dünnschichtige und flexible Film löste damit die schweren und umständlich zu handhabenden Glasnegative die parallel bis in 1930 verwendet wurden ab. Zu Beginn der 1940er Jahre brachte Eastman Kodak erstmals einen schwer entzündlichen Sicherheitsfilm auf Acetatbasis in größeren Stückzahlen in den Handel. Konfektioniert wurde er zunächst als 16-mm- Filmmaterial für Cine-Zwecke, später wurde er auch in anderen Foto- und Filmformaten ausgeliefert.

Mit dem schwer entflammbaren Sicherheits-Filmmaterial waren erstmals Filmvorführungen in Schulen vom Gesetzgeber erlaubt. Ausgewiesene Schulfilme bestehen also im Regelfall aus Sicherheitsfilm. In Europa begann der Safety-Film ab 1952 an Bedeutung zu gewinnen, zunächst auch hier für das bewegte Laufbild, später dann in der Fotografie. Bei scharf kalkulierenden Berufsfotografen blieb der günstiger einzukaufende Nitratfilm jedoch bis in die 1960er Jahre aktuell.

Sie müssen somit davon ausgehen, dass nahezu alle vor 1952 in Deutschland verarbeiteten Filme auf dem leicht entflammbaren Nitratträgermaterial basieren. Im Verlauf der 1950er Jahre erhielten die schwer entflammbaren Sicherheitsfilme am Filmrand neben der Hersteller- und der Filmtypbezeichnung die Einbelichtungen "Sicherheitsfilm", "de sécurité", "safety" oder "safety film" in unterschiedlichen Schreibweisen. Aber nicht alle Sicherheitsfilme erhielten diesen Unbedenklichkeits-Hinweis. Einige Hersteller, wie zum Beispiel Perutz, produzierten gleichzeitig einige Filmsorten sowohl als Nitratfilm, wie auf Sicherheitsfilm-Basis, ohne besondere Kennzeichnung.

Vorsicht bitte auch bei Filmmaterial aus der früheren DDR. Hier wurden die Nitratfilme erheblich später als im Westen, durch Sichereitsmaterial ersetzt. Ich habe zum Beispiel ORWO-Filme, die noch 1964 verarbeitet wurden, als Nitratfilme identifiziert. ORWO-Filme waren auch in Westdeutschland als Billigfimaterial im Handel.

Während meiner mehr als 35jährigen Praxis im Bereich der Fotorestaurierung- und Konservierung konnten wir eine ganze Reihe Stehbildfilme mit den nachfolgend aufgeführten Einbelichtungen am Filmrand zweifelsfrei als brandgefährliches Nitrozellulose-Filmmaterial identifizieren. Die Liste wurde durch die leidvollen Erfahrungen des Fotoarchivs Marburg ergänzt. Sie erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für weitere Hinweise bin ich sehr dankbar.

Als Nitrozellulose-Filmmaterial wurde erkannt:
AGFA (ohne weitere Filmbezeichnung)
AGFA ISOPAN ULTRA
AGFA ISOPAN F (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
AGFA ISOPAN FF (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
AGFA ISOPAN ISS
AGFA ISOCHROM F
AGFA Pankine
AGFA Ultra rapid (hergestellt um 1939)
SUPERPAN AGFA 167
SUPERPAN AGFA 321
SUPERPAN AGFA 348
352 Agfacolor B (Farbnegativfilm)

ADOX ADOX ADOX (ohne weitere Filmbezeichnung)
ADOX (ohne weitere Filmbezeichnung)
ADOX K
ADOX KB 14 (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
ADOX KB 17 (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
ADOX KB 17 P
ADOX KB 17
ADOX KB 21
ADOX KB 21 P
ADOX KB 17 NITRO (es handelte sich hier in der Regel um Nitratfilm, teilweise wurde aber auch Sicherheitsfilm mit dieser Bezeichnung erkannt)
ADOX R 17 (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
ADOX R 17 P
ADOX 1 (Planfilm)
ADOX 2 (Planfilm)
ADOX 3 (Planfilm)
ADOX 4 (Planfilm)
ADOX 6 (Planfilm)
ADOX 7 (Planfilm)
ADOX 9 (Planfilm)
ADOX 10 (Planfilm)
ADOX 12 (Planfilm)

DUPONT NITRATE

Eastman Nitrate Kodak 31 (ca. 1920er-30er Jahre)
Eastman Nitrate Kodak 44 (ca. 1920er-30er Jahre)
Eastman Nitrate Kodak 45 (ca. 1920er-30er Jahre)
Eastman Nitrate Kodak 71 (ca. 1920er-30er Jahre)
Eastman Nitrate Kodak 75 (ca. 1920er-30er Jahre)

GAEVERT BELGIUM (ohne weitere Filmbezeichnung)

HAUFF UFF
HAUFF W

KODAK AG
KODAK NITRATE FILM 16
KODAK NITRATE FILM 17
KODAK PANATOMIC
KODAK A.G. S. S. PANCRO
12 KODAK (nach 1945)
14 KODAK (nach 1945)
15 KODAK (nach 1945)
Panchromatic Hypersensitive

Kranz
Kranz Pan (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)

MIMOSA

ORWO HR 18
ORWO R2R
Der DDR-Hersteller ORWO aus Wolfen stellte bis in die 60er Jahre Filme mit Nitrat-Trägermaterial her!

PANKINE

PERUTZ (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
PERUTZ TR (teilweise Nitrat-, teilweise Sicherheitsfilm)
PERUTZ 2
PERUTZ 17
S PERUTZ
T PERUTZ
U PERUTZ

VOIGTLÄNDER

Zeiss Ikon Panchrom

Planfilm-Kerbungen
(Klick)
Ältere Planfilme tragen in der Regel keine Einbelichtungen mit Film- oder Herstellerangaben. Man unterscheidet sie durch die Form und Anordnung ihrer Kerbungen am oberen Rand. Die Kerben dienten dem Fotografen auch als Hilfe beim Einlegen des Films in eine Filmkassette. Erfühlte er im Dunkeln beim Filmenlegen die Kerbung oben rechts, war ihm die lichtempfindliche Schicht des Films zugekehrt.

Wenn Sie das Bild mit der Maus anklicken, können Sie die Liste mit den Kerbungen, die Herr Fenchel aus Marburg zusammengestellt hat, als PDF-Datei herunterladen.

Die Zusammenstellungen erheben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit besonderer Aufmerksamkeit sollten Sie auf alle Filmstreifen und Planfilme reagieren, die ohne Firmen- oder Typbezeichnung am Rand ausgeliefert worden sind. Diese müssen zunächst als nitratverdächtig eingestuft werden. Die Filmträger sollten durch eins der nachfolgend beschriebenen Untersuchungsverfahren analysiert werden. Gerne sind wir Ihnen bei der Untersuchung von Nitratmaterial behilflich.

Bei der Trichlorethylen-Methode handelt es sich um das einfachste und zuverlässigste Verfahren, Nitratfilm von Sicherheitsfilm zu unterscheiden. Sie basiert auf dem unterschiedlichen spezifischen Gewicht, der zu prüfenden Materialien.

Bitte beachten Sie, dass die Dämpfe von Trichlorethylen sehr stark gesundheitsschädlich sind. Ihr Einatmen steht im Verdacht Krebs zu verursachen. Jeder Hautkontakt ist zu vermeiden. Bei der Entzündung von Tri entsteht hochgiftiges Phosgengas, das im 1. Weltkrieg in konzentrierter Form als Kampfgas eingesetzt wurde.

Vor nicht allzu langer Zeit konnte man Tri zum Entfetten von Metallteilen auf fast jeder Industrie-Werkbank finden. Mittlerweile ist die Abgabe von Trichlorethylen eingeschränkt worden. Heute ist Tri nur noch in Apotheken und für einige Berufsgruppen frei erhältlich.

Sie sollten Arbeiten mit Trichlorethylen ausschließlich an einem gut belüfteten Arbeitsplatz mit Luftabsaugung durchführen - notfalls an einem Fensterplatz bei weit geöffnetem Fenster und Luftzug nach außen! Da Tri wasserschädigend ist, übergeben Sie verwendetes Material bitte Ihrer Apotheke zur Entsorgung.

Für den Umgang sind Schutzbrille, geeignete Stulpenhandschuhe und schwer entflammbare Kleidung vorgeschrieben. Im Umkreis von 15 m herrscht absolutes Rauchverbot!

Bitte beachten Sie die entsprechenden Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften!

Neben der in den Arbeitsschutzvorschriften vorgeschriebenen Schutzkleidung und dem zu untersuchenden Filmmaterial benötigen Sie:

  • 1 Paar weiche Wollhandschuhe zur schonenden Handhabung des Filmmaterials
  • 1 Glasmensur für 100 ccm Flüssigkeit oder ein entsprechend hohes Glasgefäß
  • ca. 250 ml Trichlorethylen aus der Apotheke
  • 1 scharfe Schere
  • 1 spitze Pinzette

Das Arbeitsprinzip: Das spezifische Gewicht von Nitrozellulose-Filmträger ist größer als das von Trichlorethylen. Nitro-Filmmaterial wird also in der leichteren Flüssigkeit absinken. Acetat-Sicherheitsfilm und der ebenfalls unbedenkliche Polyesterfilm sind leichter als Trichlorethylen und werden in der Trennflüssigkeit an der Oberfläche schwimmen. Das Gewicht des seltener verwendeten Diacetat entspricht dem der Trennflüssigkeit. Er schwimmt sich etwa in der Mitte der Mensur ein.

Schneiden Sie mit der Schere ein kleines Eck vom Filmrand des zu untersuchenden Filmstreifens ab und lassen Sie dieses in die mit Trichlorethylen gefüllte Mensur fallen. Um die Oberflächenspannung der Flüssigkeit zu überwinden, drücken Sie das Filmschnipselchen mit der Pinzette leicht unter die Oberfläche der Untersuchungsflüssigkeit.

Sinkt das Filmstückchen auf den Grund der Mensur, handelt es sich zweifelsfrei um Nitrozellulosefilm. Steigt das Filmstückchen nach einem kurzen Untertauchen mit der Pinzette wieder an die Oberfläche, handelt es sich um einen unbedenklichen Sicherheitsfilm auf Acetat- oder Polyesterbasis. Schwebt sich das Filmstückchen irgendwo auf halber Höhe ein, besteht es aus ebenfalls unbedenklichem Diacetatträger (z.B. Opta 2536).

So weit die Vorgehensweise.

Als weitere Möglichkeit, Nitromaterial zu identifizieren, bietet sich die Spektralanalyse an. Ein Verfahren, das nur von speziell hierfür ausgestatteten Instituten durchgeführt werden kann. Es ist sehr aufwändig und sehr kostenintensiv.

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Hilfsmittel und Materialien für die Fotokonservierung

Wichtig für eine sachgemäße Archivierung ist eine getrennte Aufbewahrung unterschiedlichen Archivgutes.

Auf diesem Bild finden Sie gleich mehrere Sünden auf einmal: die auf billigstem Karton aufgezogenen Albumin-Originale werden zusammen mit Sicherungsabzügen aus Silbergelatinepapier, ohne Trennlagen in einer Büromappe aus ungeeignetem holz- und säurehaltigem Karton, dauergelagert.

Eine räumliche Trennung von wertvollen Originalen, Arbeitskopien und Neuzugängen sollte in Ihrem Archiv selbstverständlich sein.

Positiv- und Negativbestände, SW-Negative und Color-Filme gehören in eigene Umverpackungen. Möglichst sollten sie in verschiedenen Schränken untergebracht werden. Ideal sind natürlich unterschiedlich klimatisierte Räume.

Kollodium- und das brandgefährliche Nitrat-Material ist von anderen Fotomaterialien räumlich zu trennen. Für Nitrozellulose-Filmmaterial verlangt der Gesetzgeber die Einhaltung besonderer Vorschriften.

Anders als hier, ist auf eine strikte Trennung von Fotomaterialien, Akten und Druckerzeugnissen zu achten. Auch die gängigen Büromappen sind für die Fotoarchivierung nicht geeignet! Die Holzfasern von Akten und büroüblichen Verpackungen sondern saure Ligningase ab, die das Bildsilber langfristig schädigen. Aussilberungen und Verbleichen der fotografischen Schicht wird hierdurch gefördert. Hier war noch die zusätzliche Sünde begangen worden, indem man kurzerhand den Heizungskeller zum Archiv umfunktioniert hat. Die feuchte Hitze beschleunigte den Zerfallsprozess der Bilder.

Sie sollten bei der Archivierung auf eine mehrfache Kapselung der Originale wert legen: Filme in archivgeeignete Vierklappumschläge oder Filmstreifen-Ablageblätter und diese wieder in sichere Boxen aus Archivkarton. Die Kartonschachteln finden ihren Platz in schwach durchlüfteten Schränken. Eine solche Mehrschichtverpackung dämpft Klimaschwankungen und hält schädliche Einflüsse von den Originalen fern. Sämtliche Verpackungsmaterialien müssen für die Archivierung geeignet sein und sollten mit bestandenem P.A.T.-Testzertifikat geliefert werden.

Dieses vorbildliche Fotoarchiv für die historische Glasplattensammlung von den Ausgrabungsarbeiten des Römerkastells Saalburg, konnte auf Grund meines Gutachtens und mit unserer Hilfe nahe Bad Homburg eingerichtet werden. Die Mittel für die Aufarbeitung des gesamten Bildarchivs stellte die Volkswagenstiftung zur Verfügung.

Es macht nicht in jedem Fall Sinn, wenn Schränke und die Umverpackungen luftdicht abschließen. Das Material muss 'atmen', das heißt, sich langsam an wechsende Klimabedingungen anpassen können. Auch durch Alterungsprozesse entstehenden Gase müssen sowohl aus den Umverpackungen, als auch aus dem Archivraum entweichen können. Der Zustrom reiner Luft muss gewährleistet sein.

Am sichersten ist die Aufbewahrung in einbrennlackierten Metallschränken bzw. Metallkästen, die bereits recht günstig über den Bürofachhandel zu beziehen sind. Dieses Bild zeigt das Bildarchiv für die historischen Papierabzüge im neuen Saalburg-Archiv.

Völlig ungeeignet sind dagegen verzinkte Schränke und Regale. Zink sondert schädliche Zinksäuredämpfe ab.

Auch Holzkästen, wie sie zum Beispiel früher gerne zur Aufbewahrung von Diapositiven verwendet wurden, sind bedenklich - seien sie aus Naturholz, Sperrholz oder Spanplatten hergestellt. Besonders frisches, harzhaltiges Holz und die angewendeten Holzbeizen, Farben, Firnisse und Holzleime geben bildschädliche Verdunstungsstoffe ab.

Besonders schädlich sind Dämpfe von Farben auf Ölbasis.

In den Archivboxen sollten Papierbilder und Negative mit flexiblem Trägermaterial flach liegend, keinesfalls stehend, aufbewahrt werden. Jeder Druck auf die fotografische Schicht ist zu vermeiden. Kleinbild- und Rollfilme dürfen keinesfalls aufgerollt aufbewahrt werden.

Eine sichere Aufbewahrungsart ist, Filme in Einzelnegative oder Streifen mit je 5 bzw. 3 Negative zu zerschneiden und diese in säurefreie Archivhüllen einzutaschen. Archivschachteln mit Ordnermechanik schützen die Filme vor Druck. Mit Zwischenlagen aus Karton kann man verhindern, dass sich Filmstreifen erneut zusammenrollen.

Mikrofilmrollen sollten in Metalldosen oder Dosen aus festem Polypropylen (PP) aufbewahrt werden.

Glasplatten müssen einzeln verpackt und senkrecht auf der Glaskante stehend aufbewahrt werden. Bei dieser Lagerungsmetode lastet das Gewicht der Platte auf der Glaskante, die Filmschicht bleibt weitgehend unbelastet. Werden Glasplatten ohne Umverpackung in geschlossenen Karteischränken aufbewahrt, ist wenigstens ein Trennblatt aus Silversafe- oder einem anderen säurefreien Archivpapier notwendig. Letztere Methode kann jedoch lediglich für eine kurzzeitige Zwischenlösung empfohlen werden, z.B. während einer Inventarisierung.
Hier wollte man vermutlich mit schwäbischer Sparsamkeit das Richtige erreichen. Die Mittel sind jedoch falsch gewählt. Abgesehen von dem ungeeigneten, bedruckten Papier, prägt sich die Tuben-Kontur in die Bildschicht ein. Bedrucktes oder beschriebenes Papier hat zwischen Glasplattennegativen nichts zu suchen.

Werden mehrere Fotoabzüge lose in Archivboxen aufbewahrt, muss ebenfalls ein Schutzblatt aus Silversafe-Papier oder einem anderen säurefreien Archivpapier zwischen die Abzüge gelegt werden. Bitte niemals mehr als 20 bis 25 Abzüge übereinander stapeln.

Eine anwenderfreundliche und zugleich schonende Aufbewahrungsart ist es, die Papierabzüge zusammen mit einem 1 bis 2 mm starken Archivkarton in dreiseitig geschlossene Klarsicht-Polyestertaschen (oder PP-Taschen) einzutaschen und diese wie Karteikarten in einem Karteischrank aufzubewahren. Der säurefreie Archivkarton stützt hierbei die Fotografie und wirkt zugleich innerhalb der Umhüllung klimaregulierend. Damit die Fotos nicht belastet werden, müssen sie senkrecht auf der Kante stehend in den Schränken aufbewahrt werden.

Eine Aufbewahrung in PP- oder Polyestertaschen ist allerdings nur bei wirklich trockenem Raumklima empfehlenswert. In Räumen mit wechselnder oder kontinuierlich hoher Luftfeuchtigkeit kann innerhalb der luftundurchlässigen Kunststoff-Umverpackung ein ungünstiges Kleinklima und Schimmel entstehen.

Falls zur Aufbewahrung die zwar nicht idealen (weil meist leicht säurehaltigen), jedoch trotzdem gerne benutzten Pergamin-Taschen verwendet werden, ist darauf zu achten, dass die Schichtseite des Negativs oder des Papierbildes auf keinen Fall mit den Kleberändern der Tüten in Kontakt kommt. Besser ist es, Pergamintüten gegen lignin- und säurefreie Archivpapiere oder Taschen aus Polyester bzw. Mylar oder Polypropylen (PP) auszutauschen.

Ideal für die Aufbewahrung von Foto- und Filmmaterial ist das englische 'SILVERSAFE' Papier. Das Material wurde ursprünglich zum Verpacken des britischen Hofsilbers entwickelt. Es wird zu 100% aus Baumwollfasern hergestellt, ist frei von Schwefel, Chlorid, Lignin, optischen Aufhellern und anderen oxydierenden oder oxydationsfördernden Stoffen. Silversafe-Papier entspricht der strengen US-Norm für Papiere zur Aufbewahrung von Foto- und Filmmaterial (ANSI PH 1. 53). Ein Nachteil ist vielleicht, dass es nicht durchsichtig ist und man die Motive vollständig stets auspacken muss, um sie beurteilen zu können.

Beschriftungen dürfen auf Abzügen nur mit einem weichen Bleistift auf der Rückseite und möglichst am Bildrand angebracht werden. Kugelschreiber, Filzschreiber und Füllhalter sind für eine Fotobeschriftung ungeeignet, da sie die Papierschicht von hinten durchdringen können.

Keinesfalls dürfen, wie hier, Papier-Umverpackungen mit Flüssigtinten beschriftet werden. Diese Tinten können im Laufe der Zeit das Papier durchdringen und die Bildschicht schädigen.

Briefumschläge, farbige Papierumschläge, Filmschachteln usw. sind zur Aufbewahrung von Fotomaterial nicht nur ungeeignet, sie sind durch ihren hohen Lignin- und Säuregehalt extrem schädlich.

Berühren Sie wertvolle Negative und Positive bitte nur mit sauberen Baumwollhandschuhen und dies bitte nur am Rand. Selbst geringste Spuren Handschweiß verursachen Bildschäden, die nie mehr zu korrigieren sind.

Selbstklebeetiketten, Tesafilm o.ä. sollten Sie bitte niemals für Originalfotos verwenden. Die meisten Klebstoffe werden im Laufe der Zeit den Papierfilz durchdringen und beschädigen die Fotografie.

Falls z.B. Risse hinterklebt werden müssen, verwendet man ausschließlich Methylzellulose, Hautleim oder einen anderen chemisch neutralen Leim, zur Stabilisierung langfasriges Japanpapier.

Originale sollten nur in wirklichen Ausnahmefällen aus dem Archiv entnommen werden. Für die tägliche Arbeit dienen Arbeitskopien, Kontaktabzüge oder digitale Bilddaten, die von den Originalen hergestellt wurden. Der Computer ist ein großartiger Helfer im Archiv geworden. Zur Bildsicherung sind flüchtige Daten jedoch nicht geeignet.

Schadhafte Negative, Papierbilder und Glasnegative müssen durch eine großformatige und wirklich archivfest verarbeitete Sicherungsfotografie gesichert werden. Es ist empfehlenswert eine kurze Bildbeschreibung und Inventarnummer mit einzubelichten. Der mit einbelichtete Graukeil sollte selbstverständlich sein.

Werden Bilder analog für die Zukunft gesichert, sollte man darüber nachdenken, ob von den Motiven zugleich auch digitale Bilddateien angefertigt werden können. Bilddaten helfen die Originale zu schonen. Mit ihnen lässt sich wunderbar auf dem PC arbeiten, Daten lassen sich per E-Mail versenden und man kann eine Bilddatenbank als Findmittel aufbauen. Zur Bildsicherung sind Daten ungeeignet.

Das Kleinbildformat ist aufgrund seiner geringen Auflösung für eine wirkliche Sicherungsverfilmung von tonwertreichen Fotografien unbrauchbar. Mit 24x36 mm Negativen lässt sich bestenfalls der Bildinhalt sichern, nicht jedoch das Werk des Fotografen mit seinen feinen Graunuancen und seinem Detailreichtum. Das Mittelformat (6x6 bis 6x9 cm) bietet einen mäßigen Kompromiss.

Bei der Filmsicherung ist es immer sinnvoll mit dem nächstgrößeren Format zu arbeiten.

Nur großformatige Filme (Format 4x5 Inch oder größer) sind in der Lage den gesamten Detailreichtum eines Originals wiedergeben. Zusätzliche Bildinformationen wie Archivnummer, Autor, Titel und besonders ein Graukeil lassen sich bei einem Großformat-Negativ mit einbelichten. Die Abbildungsgröße solcher Negative auf Kontaktabzügen reicht aus, um die Details des Originals zu erkennen. Von großformatigen Sicherungsnegativen lassen sich ohne Qualitätsverlust Großfotos für Ausstellungen herstellen.

Selbst für Ausstellungen sollten nur wiederholbare Fotografien, Reproduktionen oder Duplikate oder Arbeitskopien ausgeliehen werden. Seltene Originale sollten nur unter besonderen Bedingungen außer Haus gegeben werden, z.B. zu Ausstellungen. Die Ausstellungsbedingungen (bezüglich Klima, Licht und Temperatur des Raumes) müssen nicht nur vereinbart, sondern auch durch den Leihgeber kontrolliert werden (s.u.).

Historische Negative dürfen, außer zur Herstellung von Sicherungskopien, ebenfalls nur in besonderen Ausnahmefällen zum Vergrößern benutzt werden. Zur Herstellung von Verbrauchsmaterial sollte man ausschließlich Sicherungs-Negative bzw. Negativkopien verwenden. Im Zeitalter des Computers bieten sich hierfür auch digitale Bilddateien und Fotodrucker mit pigmentierten Tinten an.

Selbst für anspruchsvolle Ausstellungen genügen in der Regel gute Fachvergrößerungen von Sicherungsnegativen oder hochwertige Digitaldrucke.

Bei der Reproduktion lassen sich wahre Wunder bewirken. Selbst extrem stark ausgeblichene Motive lassen sich wieder herstellen, wie die beiden links abgebildeten Fotos zeigen.

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Das Licht (nicht nur im Fotoarchiv)

Fotografien sind eingefangenes Licht. Doch Licht kann Bildsilber und besonders die Farbsubstanzen bei Color-Fotografien auch schädigen. Hierzu muss man wissen, dass die Farben in der Farbfotografie nicht aus metallischem Silber, sondern aus organischen Farbkupplern bestehen. Organische Substanzen sind, wie wir aus dem Alltag wissen, deutlich instabiler als Metall.

Farbfilme bestehen aus mehreren einzelnen Farbschichten. Bei einem traditionellen Farbnegativfilm sind dies jeweils eine Blau-, Rot und eine Grünschicht. Ergänzt werden diese Farbschichten häufig noch durch eine Farbmaskierung, die wie ein Filter den filmeigenen Farbstich korrigiert.

Auch bei Farbfilmen werden bei der Belichtung zunächst latente Silberbilder erzeugt - in jeder der drei Farbschichten ein einzelnes für jede Farbe. Das blaue Licht wirkt z.B. in der blauempfindlichen Schicht, hinterlässt aber in den anderen Farbschichten keine Wirkung. Der gelbe Lichtanteil belichtet nur die Gelbschicht usw. . Farben, die aus einer Mischung der drei Grundfarben entstehen, wirken in mehreren Schichten.

Diese drei oder mehr übereinanderliegenden Schichten mit latenten Silbernegativen werden bei der Farbentwicklung in farbige Bilder umgewandelt. Hierbei wird das Bildsilber in den einzelnen Farbschichten auf chemischem Weg durch organische Farbkuppler ersetzt, jede einzelne Schicht in der hierfür bestimmten Farbe. Das ursprüngliche Negativsilber wird während dem Entwicklungsprozess aus den einzelnen Filmschichten herausgelöst und ausgewaschen. Es bleiben die einzelnen Farbschichten mit organischen Farbpigmenten. Diese organischen Farben machen heutiges Farbmaterial eigentlich nicht archivierbar. Besonders UV-Strahlen, in dem für uns nicht sichtbaren Bereich bis 400 Nanometer, schädigen die Farbstoffe bei Color-Material und fördern den Zerfallsprozess bei SW-Bildern. Dieser Vorgang wird durch oxydationsfördernde Gase in der Raumluft verstärkt.

Sonnenlicht mit seinem hohen UV-Anteil ist der größte Feind der Bilder. Aber auch gerichtetes Spot- oder Scheinwerferlicht ist schädlich. Dies gilt besonders für Ausstellungen.

Herkömmliche Leuchtstofflampen strahlen einen hohen Anteil an ultraviolettem Licht ab und sollten im Archiv und in Ausstellungen nicht ohne UV-Filter eingesetzt werden. Moderne Energiesparlampen, wie sie etwa seit 1980 angeboten werden, arbeiten ebenfalls mit hohen UV-Anteil nach dem Leuchtstoff-Prinzip und sind zu vermeiden.

Es sind spezielle Leuchtstofflampen im Handel, die bereits werksseitig mit einem UV-Sperrfilter versehen sind. Ebenfalls lassen sich UV-Filterfolien vor den Röhren installieren. Am unproblematischsten ist die gute, alte Glühbirne. Bei gedämpftem Licht bietet sie UV-freies Licht und ist überall leicht zu installieren.

Durch Fenster eindringendes Tageslicht lässt sich mit dünnen UV-Filterfolien aus Polyester unschädlich filtern.

Das oben gesagte gilt natürlich auch besonders für Ausstellungen. Lässt sich eine Beleuchtung durch Leuchtstoffröhren nicht vermeiden, ist es ebenfalls möglich, die Bilder hinter UV-absorbierendem Makrolon-Glas zu schützen. Dieses Spezial-Hartglas absorbiert mehr als 99 % der UV-Strahlen, ohne dass es die Farben wesentlich verfälscht. Mit sogenannten UV-Metern oder Farbtestkarten lassen sich vorbeugend die Gefahren erkennen, die von UV-Anteilen des Lichts ausgehen. Mit ihrer Hilfe lässt sich beurteilen, welche Maßnahmen zum Schutz der Bilder zu treffen sind.

Die nachfolgenden Lichtstärken* sollten nicht über einen längeren Zeitraum auf die unterschiedlichen, historischen Bildmaterialien einwirken.

Salzpapiere (1840-1865)
max. 50 Lux
Cyanotypien (1842-1950er)
max. 50 Lux
Albuminpapiere (1850 bis1920)
max. 50 Lux
Kollodiumpapiere (1865 bis 1920)
max. 100 Lux
Karbondrucke (1860 bis 1940)
max. 50 Lux
Lichtdrucke (1868 bis heute)
max. 50 Lux
Platindrucke (1880 bis um 1930)
max. 50 Lux
Bromsilbergelatinepapiere
(1884 bis heute)
max. 100 Lux
Chlorsilbergelatinepapiere
(1885 bis1920)
max. 100 Lux
Gummidruckpapiere (1894 bis1920er)
max. 50 Lux
Color-Diapositive (1936 bis heute)
max. 50 Lux
Color-Fotopapiere (1942 bis etwa 2000)
max. 50 Lux

Moderne Color-Fotopapiere sind in den letzten Jahren lichtstabiler geworden - besonders Fuji hat sich hier hervorgetan. Doch auch hier würde ich, besonders bei wichtigen Motiven, eine länger andauernde Lichteinwirkung von mehr als 100 Lux vermeiden.

Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Horst Fenchel vom Bildarchiv Marburg bedanken, der durch seine leidvollen Erfahrungen im eigenen Archiv half unsere Nitofilmliste zu vervollständigen und freundlicherweise die eindrucksvollen Fotos von schadhaften Nitratfilmen sowie die Zusammenstellung der Planfilm-Kerbungen für diese Seite zur Verfügung gestellt hat.

Stand: Oktober 2006

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