Die Geschichte des
Nordischen Folkebootes
von Klaus Kramer
Teil 8
Das Folkeboot heute
(Stand 1998)

1998 waren rund 710 Nordische Folkeboote in Deutschland beheimatet; in Skandinavien segelten rund 3.800 dieser kleinen Allround-Yachten. Zwischen den einzelnen Flotten besteht ein reger internationaler Austausch, sowohl an Ideen als auch durch die gegenseitigen Besuche mit und ohne Boot. Folkebootsegeln ist ein Stück aktiver Völkerverständigung. Die Teilnahme europäischer Mannschaften am Kampf um den San Francisco International Cup in den USA ist ebenso selbstverständlich wie das Mitsegeln von Bodenseeseglern an der Frühjahrswettfahrt in Eckernförde auf den dort stationierten Booten. Deutsche Segler nehmen als herzlich willkommene Gäste an Folkeboot-Regatten in Irland, ebenso wie an Wettfahrten in allen anderen Ländern teil. Folkebootsegler verstehen sich über die Landesgrenzen und Kontinente hinweg als große internationale Familie.

Das einzige was die Eigner kurzfristig entzweien mag, ist die heftig geführte Diskussion um die Zukunft der Holzmasten. Um allen Booten die gleichen Chancen zu geben, hatte man sich bereits 1975 für den rund 40 kg wiegenden, gut trimmbaren Holzmast und damit gegen den Alumast auf dem Klassen-Folkeboot ausgesprochen. Die mit Leidenschaft vorgetragenen Argumente beider Seiten reichen hierbei von pflegeleicht (Alumast) bis besser trimmbar (Holz). Um die Chancengleichheit zu wahren müßte der Aluminiummast auf das gleiche Gewicht wie ein Holzmast gebracht werden, womit er bereits den größten Teil seiner vermeintlichen Vorteile eingebüßt hätte. Geschürt wird die Diskussion durch die Mastenhersteller, die hier das ganz große Geschäft wittern. Ein neues Rigg (ohne Segel) kostete 1998 rund DM 9.000,-. Um welche Millionensummen es bei der großen Zahl aller registrierten Klassenboote geht, läßt sich leicht errechnen.

Berlin beheimatet mit etwa 180 Booten die größte Folkebootflotte der Welt. Mit viel Prominenz, verlockendem Buffet und heißer Dixiland-Musik feierte man hier im Verein Stößensee den 50. Geburtstag des Folkeboots.

Zum runden Jubiläum war jedoch nicht nur in Berlin der Folke-Bär los. Die Göteborg Kongelig Seglar Selskab wie die Schwedische Folkebootvereinigung luden nach Marstrand, dem schwedischen Mekka des Segelsports ein. Neben Festumzügen fand hier die Internationale Folkeboot-Meisterschaft statt. Es nahmen hieran Boote jeglicher Altersstufe teil. Die Regattaergebnisse bewiesen, daß die betagten Veteranen der Klassenründungsjahre mit den jüngeren GFK-Ausgaben durchaaus gleichziehen konnten. Das älteste teilnehmende Boot, die F4, stammte aus dem Geburtsjahr der Klasse. Für die Segler, unter ihnen auch Crews aus San Francisco, hatte man eigens die Festung von Marstrand geöffnet. Tord Sunden, der das Boot 1942 nach Angaben des Komitees gezeichnet hatte stand im Mittelpunkt des großen Festes und nahm gerührt die Ovationen der Segler entgegen.